Der Trick mit dem Zauberhut
Was macht ein Zirkus, wenn er sesshaft wird? Richtig. Er tauscht sein Zelt gegen ein prismatisch gekrümmtes Schalentragwerk aus Holz. Knie’s Zauberhut brilliert in der Königsdisziplin des Ingenieur-Holzbaus.
Das Otarium war 20 Jahre lang das Zuhause der Seelöwen. Doch die Infrastruktur von Knies Kinderzoo in Rapperswil am Zürichsee war in die Jahre gekommen. Zwar sorgten die Seelöwen stets für volle Zuschauerränge, doch die Kritik von Tierschützern wurde trotz Übererfüllung der gesetzlichen Standards immer lauter. Schließlich entschied sich der Zoo, das Otarium aufzulassen und stattdessen „etwas Multifunktionales“ zu bauen, das für verschiedene Konzepte genutzt werden könne.
Eventlocation mit Zirkusflair
So entstand die Idee zu Knies Zauberhut, einem neuen geschäftlichen Standbein der weitverzweigten Zirkusdynastie Knie. Statt auf dressierte Seelöwen setzt man heute weltgewandt auf eine ganzjährig bespielbare Eventlocation mit einer kräftigen Prise Zirkusflair. Während untertags Vorstellungen für Kinder laufen, können Firmen hier abends ihre Gala ausrichten. Bis zu 500 Personen fasst der imposante und konstruktiv sehr anspruchsvolle Holzbau.
Der 26 Meter hohe Turm ist der neue Blickfang in Knies Kinderzoo. Es handelt sich um ein prismatisch geformtes Schalenfaltwerk, das an der Fassade mit unregelmäßig geformten Metallschuppen bedeckt ist. Das Freiform-Bauwerk gilt im Ingenieur-Holzbau als höchste Disziplin, weshalb man auch die erfahrenen Holzbauingenieure von Blumer Lehmann mit der Planung, der 3D-Modellierung und der Vorfertigung der Holzbauteile beauftragte. Der Entwurf für den außergewöhnlichen Bau stammt vom Schweizer Büro Carlos Martinez Architekten, die gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Pirmin Jung eine optimale Tragwerkstruktur ermittelten, „um ein möglichst geringes zu beheizendes Gebäudevolumen bei frei überspanntem Grundriss und der nötigen Gebäudehöhe für Trapezkünstler zu gewährleisten“, präzisiert Thomas Riemer von Pirmin Jung.
Acht Monate Bauzeit
Von der Planung bis zur Fertigstellung vergingen nur acht Monate, ein zeitlicher Rahmen, der für alle Beteiligten eine Herausforderung darstellte. „Vom Zirkus bin ich es gewöhnt, dass man schnell aufbaut und abbaut. Doch was hier geleistet wurde, ist unglaublich“, schwärmt Bauherr Franco Knie Senior angesichts der schnellen Montage.
Die einzelnen Bauteile wurden im Werk von Blumer Lehmann produziert und komplett vorgefertigt. Auch die Metallfassade wurde angebracht, wodurch die Komponenten auf der Baustelle nur mehr zusammengesetzt werden mussten. Aufgrund der schweren Lasten war die Montage für einen Holzbau recht anspruchsvoll.
Die 470 Holzelemente mussten auf den Millimeter exakt zusammenpassen. Das war für uns eine Zitterpartie.
Richard Jussel, Projektentwicklung und Verkauf, Blumer Lehmann
Die großen Dachelemente der Konstruktion wiegen je vier Tonnen, der oberste, zylindrische Teil wurde als Ganzes montiert und wog satte 20 Tonnen. „Die 470 Holzelemente mussten auf den Millimeter exakt zusammenpassen. Das war für uns eine Zitterpartie“, sagt Richard Jussel von Blumer Lehmann.
Parametrisches Modell zur Planung
Dank der hohen Vorfertigung sind im Holzbau kürzere Bauzeiten möglich, und die Lkw-Fahrten zur Baustelle betragen nur einen Bruchteil verglichen mit einer mineralischen Bauweise. „Wir arbeiten generell gerne mit Holz“, erklärt Architekt Carlos Martinez. „Wegen der schnellen Umsetzbarkeit, vor allem aber aus Umweltgründen.“
Es gehört zum Auftrag eines Zoos, Themen wie Artenschutz und Umweltschutz zu vermitteln.
Franco Knie Senior, Zirkusdirektor und Elefantendresseur
Insgesamt hat man im Tragwerk und bei der Innenverkleidung 224 Kubikmeter Fichte und Tanne verbaut. Zusätzlich zur Planung übernahm Blumer Lehmann auch die Modellierung. Man erstellte ein parametrisches Modell und konnte dadurch die Höhe und den Durchmesser des Gebäudes anpassen. Dem Architekten half es bei der Designfindung, die Holzbauingenieure konnten dadurch die Prozesse der Produktion und der Montage genauer betrachten.
Ein Zirkus wird (beinahe) sesshaft
Damit die magische Location auch multifunktional nutzbar ist, hat man sie mit einem versenkbaren Bühnenpodest sowie einer Auszieh-Tribüne ausgestattet. Für den Zirkusbetrieb bedeutet der Neubau ein gewisses Sesshaftwerden, auch wenn der Schweizer National-Circus Knie, der 2019 sein 100-jähriges Bestehen feierte, noch regelmäßig durch die Kantone tourt. Ein Prozess, der bereits mit Knies Kinderzoo, der Teil seines Winterquartiers ist, seinen Anfang nahm.
Mit dem Holzbau ist man diesmal auch imagemäßig auf der sicheren Seite. Franco Knie Senior, der zu den besten Elefantendresseuren der Welt zählt, sieht die nachhaltige Bauweise als Teil seiner Verantwortung: „Es gehört zum Auftrag eines Zoos, Themen wie Artenschutz und Umweltschutz zu vermitteln.“
Text: Gertraud Gerst
Fotos: Carlos Martinez Architekten, Blumer Lehmann
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Die natürlichen Kreisläufe der Natur zu beachten ist eine Grundlage ökologischen Landbaus. Diesen Prinzipien fühlt sich der Hersteller von Bio-Lebensmitteln Rapunzel naturgemäß verpflichtet. Sie gelten auch für das neue Betriebsgelände, auf dem Besucher nun die Rapunzel Welt entdecken können.
Eine neue Art von Miteinander und nachhaltiger Lebensraum zu leistbaren Preisen. Das verspricht das alternative Wohnprojekt Auenweide. Was das Holzbauprojekt so besonders macht, das hat Architekt Markus Zilker gegenüber dem ubm magazin. erklärt.
Das slowenisch-spanische Unternehmen Lushna erobert mit Glamping Cabins aus Holz den Weltmarkt. Das Unternehmen entwickelt aber auch Öko-Resorts und verspricht den „Glamour der Natur“.
Auf dem Gelände des Stanford Research Park in Palo Alto entsteht ein hochmodernes und nachhaltiges Bürogebäude. Das "Verdant Sanctuary" ist eines der ersten Bauwerke im Silicon Valley, das auf Massivholzbauweise setzt.
Wie kreativ die klimafreundliche Nachverdichtung sein kann, zeigt das Projekt Stadthaus in Linz. Das Architekturbüro mia2 hat den Aushub in Stampflehmwände gepresst und das historische Gebäude dank Holzbau in seiner Höhe fast verdoppelt.
Die Form ist eine Fusion aus alpiner Architektur und zerklüfteter Bergkette. Das neue Kongress- und Messezentrum in der norditalienischen Gemeinde Agordo lotet die ästhetische Ausdrucksform des Holzbaus neu aus.
Ein Supermarkt, der selbst Lebensmittel für die Region erzeugt und klimaneutral erbaut ist. Das ist das Konzept von Rewe Green Farming, dessen Prototyp in Wiesbaden steht. Nun sollen weitere Filialen in Holzbauweise folgen.
Shigeru Ban zählt zu den wichtigsten Vertretern einer neuen, nachhaltigen Architektur. Warum er diese Zuschreibung ablehnt und warum die Beständigkeit eines Gebäudes nicht vom Baumaterial abhängt, hat er uns bei einem ausführlichen Interview in seinem Büro in Paris erklärt.
Bernhard Egert ist einer von 300 Timber Heroes in der UBM Development. Er zählt zu den gefragtesten Holzbauexperten des Landes. UBM Development hat ihn an Bord geholt, damit er im Bereich „Timber Construction“ seine breite Kompetenz einbringen kann. Wir haben den naturverbundenen Diplomingenieur zum großen Holzbau-Talk gebeten.
Es sieht aus wie eine Utopie, soll aber in den nächsten Jahren in Kopenhagen Wirklichkeit werden: Metro-Stationen in hybrider Holzbauweise. Das Konzept von JaJa Architects ist ganzheitlich angelegt und wendet das klimafreundliche Bauen jetzt auch unter der Erde an.
Das Architektur- und Design-Kollektiv A-01 hat als erster in Costa Rica nachhaltige Wohneinheiten im modularen Baukasten-System entwickelt: das No Footprint House. Die Kunden können, so das Architektur-Studio, nach Herzenslust vor Planungsbeginn so etwas wie virtuelles Lego spielen. Die Fertigung ist nicht nur verhältnismäßig günstig, sondern auch an die lokalen Gegebenheiten angepasst.
Mit einem Neubau auf dem Campus der Universität Tilburg beschert das Büro Powerhouse Company den Niederlanden ihr erstes aus Massivholz gefertigtes Uni-Gebäude: Ein modernes Hörsaalzentrum, das den Studenten viel zu bieten hat. Zeitlos designt und energieneutral.
Seit dem Bau eines wegweisenden Holz-Hochhauses in Schwedens hohem Norden sind sie in aller Munde. White Arkitekter schrauben die grüne Messlatte gerade ordentlich nach oben. Das Ziel: Klimaneutralität bis 2030. Über die Strategie dahinter haben wir mit Vize-CEO Carl Bäckstrand in Stockholm gesprochen.
Das Open-Source-Projekt Living Places will das Wohnen nicht nur nachhaltiger und gesünder macher, sondern auch für mehr Menschen leistbar. Die Prototypen in Holzbauweise können in Kopenhagen besichtigt werden – der diesjährigen Welthauptstadt der Architektur.
Eines der spektakulärsten Holzbauprojekte wird derzeit in Schweden realisiert. Der neue Wisdome des Tekniska Museet in Stockholm ist eine Free-Form-Konstruktion aus 20 Kilometer Furnierschichtholz, die so noch nie zuvor gebaut wurde.
Wenn in Kopenhagen nach 30 Jahren erstmals wieder eine Kirche gebaut wird, dann mit Ikonen-Potenzial. Für die Ørestad Church entwarf Henning Larsen einen skulpturalen Holzbau. Eine Kirche 2.0, die zum modernen Community-Center wird, unabhängig vom Glaubensbekenntnis.
Das tschechische Holzverarbeitungsunternehmen Kloboucká lesní engagiert sich für nachhaltige Forstwirtschaft und ebensolches Bauen. Sein neuer, von Mjölk Architekti designter Hauptsitz passt dazu: Schlicht, umweltfreundlich, aus Holz und mit modernsten Technologien.
Es braucht neue Strategien für die sinnvolle Nachnutzung von Industriebrachen. Die Re-Use-Spezialisten von Smartvoll zeigen, wie aus der alten Remise Amstetten ein neues Ökosystem aus Pflanzen, Tieren und Menschen entstehen kann.
Das außergewöhnliche kleine Wohnhaus Strohfloh zeigt, wie nachhaltiges Bauen unkompliziert zu bewerkstelligen ist. Die „Holzperle” wurde in Holzriegelbauweise mit Strohballendämmung und Photovoltaikanlage in Murstetten errichtet.
Die Bayerische Versorgungskammer bekommt eine neue Zentrale vom frisch gekürten Pritzker-Preisträger David Chipperfield. Das 3-teilige Ensemble in Holz-Hybrid-Bauweise ist ein klares Bekenntnis für nachhaltiges Bauen und eine Absage an die rein ikonische Hochhaus-Architektur.
In der Weinregion Südoststeiermark transformierten ein Jungwinzer und eine Architektin einen alten Kuhstall zu einem zeitgemäßen Weinbaubetrieb. Das sichtbare Holztragwerk wurde im Weinhof Locknbauer zum Designelement erklärt.
Ein adaptierbares Tiny House aus den Niederlanden hebt die Grenzen zwischen Drinnen und Draußen auf. Auf dem World Architecture Festival in Lissabon wurde ANNA Stay zum „World Hotel Building of the Year 2022“ ernannt.
Eine High-Speed-Bahn verbindet das hyggelige Waldhaus mit Oslos Stadtzentrum. Ellingsrudgrenda soll Norwegens erstes kreislauffähiges Quartier werden. Der Masterplan zur klimaneutralen Stadtentwicklung kommt vom Architekturbüro Snøhetta.
Seit 2006 entsteht in Bad Aibling die City of Wood, ein Modell für die Nullenergiestadt von morgen. Der neueste Zuwachs in CO₂-neutraler Holzbauweise kommt vom Vorarlberger Holzbau-Pabst Hermann Kaufmann.
In einem der weltweit höchsten Holz-Hochhäuser in der nordschwedischen Stadt Skellefteå befindet sich The Wood Hotel. Ein neuer Urlaubsmagnet, der von der Landschaft, der Architektur und einer grünen Zukunftsvision profitiert.
Bremens Überseeinsel wird zu einem neuen, grünen Stadtviertel entwickelt. Leistbaren, nachhaltigen und obendrein schönen Wohnraum verspricht das Projekt Wohngewächshaus von Delugan Meissl. Hier sollen Menschen und Pflanzen gleichermaßen gedeihen.
Es werden dringend mehr Schulen benötigt – 15.000 allein in Europa. Aus dem einfach montierbaren Schulbausatz Sylva von Stora Enso entstehen klimafreundliche Schulen aus Holz, die Kindern eine positive Lernumgebung und sinnstiftende Architektur bieten.
Die belgische Stadt Antwerpen bekommt einen japanisch inspirierten Wohnturm in Holz-Hybridbauweise. Der Entwurf stammt von Pritzker-Preisträger Shigeru Ban, der die Natur und den Baustoff Holz zum zentralen Designimpuls macht.
Der Klimawandel ist eng an soziale Fragen geknüpft und der klimaneutrale Holzbau oft noch ein Luxussegment. Ein preisgekröntes Beispiel im sozialen Wohnbau liefert der Holzwohnbau Seestadt Aspern, der ein neuer Instagram-Hotspot in Wien geworden ist.
Für die Erweiterung des Frammuseums in Oslo setzen Reiulf Ramstad Arkitekter auf ein außergewöhnliches Konzept. Der Neubau Framtid vermittelt zwischen den ausgestellten Schiffsbauten der Vergangenheit und dem klimaneutralen Holzbau von morgen.
Die rund 3.000 Mitarbeiter der Stadtverwaltung Düsseldorf werden künftig in einem Holz-Hybrid-Hochhaus Platz finden. In ihrem Konzept setzen die österreichischen Architekturbüros Alleswirdgut und Hertl Architekten auf ein innovatives Energiekonzept und schaffen eine grüne Oase in der Stadt.