In Albert Einsteins Fußstapfen
Das Europäische Forschungszentrum für Kern- und Teilchenphysik erforscht den Aufbau der Materie. Eine Erkenntnis ist gesichert: Das neue Forschungszentrum CERN B777 von Henning Larsen wird rund sein und großteils aus Holz bestehen.
Am 30. Juni 1905 veröffentlichte Albert Einstein seine Theorie der Speziellen Relativitätstheorie. Sie erklärt den Zusammenhang zwischen Zeit und Raum in der berühmten Gleichung E = mc². Seither konnten am Centre Européen pour la Récherche Nucleaire (CERN) zahlreiche Aspekte seiner Theorie in Experimenten bestätigt werden. Aber nicht nur der Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) verschaffte dem Forschungszentrum in der Nähe von Genf internationale Bekanntheit, sondern auch die Tatsache, dass ein britischer Wissenschaftler hier das World Wide Web erfand.
Nun bekommt der Campus CERN Prévessin auf der französischen Seite der Grenze ein neues Gebäude, das den Namen B777 trägt und in mehrfacher Hinsicht hervorsticht. Die Architekten des dänischen Architekturbüros Henning Larsen haben einen markanten ringförmigen Bau entworfen, der auf ganzer Linie emissionsarm und klimafreundlich gedacht ist. Das fängt beim erneuerbaren Baustoff Holz an und hört bei der parametrisch designten Fassade auf, die direkte Sonneneinstrahlung in der Mittagszeit minimiert und somit Energie einspart.
Ein naturnaher Anziehungspunkt
Das Forschungszentrum CERN, das sich teils auf schweizerischem, teils auf französischem Boden befindet, ist seit seiner Gründung im Jahr 1952 das europäische Epizentrum wissenschaftlicher Innovation. Ähnlich wie Danones neues Forschungszentrum In’Cube südwestlich von Paris, hat B777 mit der hochgeschlossenen Unnahbarkeit herkömmlicher Industrie- und Forschungsbauten wenig gemein. Vielmehr soll es ein Neubau werden, der die Mission von CERN widerspiegelt, nämlich: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der gemeinsamen Suche nach Erkenntnis zu vereinen.
Unsere Vision ist es, einen dynamischen Arbeitsplatz inmitten der Natur zu schaffen – einen Ort, an dem Wohlbefinden, Teamwork und Wissen gedeihen.
Søren Øllgaard, Europäischer Design Director von Henning Larsen
Seine offene Ringform trägt dem ebenso Rechnung wie der offensichtliche Auftrag, einen schönen, naturnahen Ort zu schaffen, an dem die Forschenden gerne zusammenkommen. Søren Øllgaard, Europäischer Design Director von Henning Larsen, sagt über den Entwurf: „Unsere Vision ist es, einen dynamischen Arbeitsplatz inmitten der Natur zu schaffen – einen Ort, an dem Wohlbefinden, Teamwork und Wissen gedeihen. Es ist mehr als nur ein gewöhnlicher Arbeitsplatz. Der kreisförmige Entwurf dient als symbolischer Marker und schafft ein kulturelles Zentrum für den gesamten Campus.“
Wohlfühlarchitektur als neues Mantra
Insgesamt liefert das neue Forschungsgebäude 13.000 Quadratmeter an Büro-, Labor- und Werkstatträumen, die allesamt von natürlichen Holzoberflächen und einem hohen Lichteintrag geprägt sind. Statt fensterloser Korridore, wie sie früher in Forschungsstätten nicht unüblich waren, dominiert eine räumliche Offenheit und Transparenz. Bei der weichen Haptik des Holzes schaltet der innere Modus automatisch auf Behaglichkeit. In Zeiten des War for talents wird die Wohlfühlarchitektur zum neuen Mantra erhoben.
Schon beim Eintritt in das Gebäude öffnet sich ein lichtdurchflutetes Atrium, das über alle vier Stockwerke reicht und die Erschließung auf einen Blick offenlegt. Holztreppen verbinden die einzelnen Geschosse miteinander, Brücken schweben hoch über dem Erdgeschoss und schaffen kurze Verbindungswege und spannende Blickbezüge. Trotz der schieren Größe dieses Atriums versprüht es durch den rustikalen Steinboden und den warmen Holzton eine dezidierte Gemütlichkeit. „Dieser innovative Raum soll den Mitarbeitern wie ein zweites Zuhause sein“, erklärt das Büro Henning Larsen das Ziel des Designs.
Dieser innovative Raum soll den Mitarbeitern wie ein zweites Zuhause sein.
Henning Larsen, Architekturbüro
Warum Hospitality-Bereiche beim Programming neuer Bürogebäude immer wichtiger werden, hat einen einfachen Grund. Sie holen die Menschen aus ihren Bürozellen und bieten in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung eine Umgebung, in der ungeplante, informelle Interaktionen stattfinden können. Diese zwischenmenschlichen Zufallsmomente, so weiß man heute, sind mindestens genauso wichtig für den Erfolg von Projekten wie das konzentrierte Arbeiten im stillen Kämmerlein. Ein Ansatz, der auch unter dem Begriff Seredipitätsprinzip bekannt ist.
Arbeiten im Grünen
Der begrünte Innenhof des B777 ist offen und durchlässig gestaltet, sodass er das ganze Jahr über einen geschützten Raum mit angenehmen Temperaturen bietet. Inspiration dafür fanden die Architektinnen und Architekten von Henning Larsen in der direkten Umgebung: „In Anlehnung an die geschützten Plätze im Herzen der umliegenden Alpendörfer schafft der Innenhof des Gebäudes ein optimiertes Mikroklima, das an die lokalen Gegebenheiten angepasst ist.“
Der Hof bildet durch die zwei offenen Seiten eine grüne Schneise, die an den kleinen Wald auf der einen und den Park auf der anderen Seite des Gebäudes anknüpft und die Biodiversität fördert. Durch die geschosshohen Verglasungen wird auf allen Seiten die Verbindung zwischen dem Innen- und dem Außenraum hergestellt. Informelle Meetingbereiche im Freien verlängern die Büroflächen nach außen und ermöglichen bei entsprechender Witterung auch ein Arbeiten im Grünen.
Natur als Stress-Killer
Biophile Architektur ist das neue Schlagwort, wenn es darum geht, die Kreativität der Mitarbeitenden zu stimulieren und seelisches Wohlbefinden zu fördern. Erst kürzlich konnte ein Team um die Ökologin MaryCarol Hunter der Universität Michigan beweisen, dass nur 20 Minuten im Grünen das Stresshormonlevel signifikant senken können. Der stete Blick ins Grüne vom Bürosessel aus kann im besten Fall also auch die Gesundheit verbessern.
Und dass das Reich der Natur für den Erkenntnisgewinn enorm wichtig ist, das wusste bereits Albert Einstein, als er sagte: „Schau tief in die Natur, und dann wirst du alles besser verstehen.“
Text: Gertraud Gerst
Visualisierungen: Vivid-Vision
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Das slowenisch-spanische Unternehmen Lushna erobert mit Glamping Cabins aus Holz den Weltmarkt. Das Unternehmen entwickelt aber auch Öko-Resorts und verspricht den „Glamour der Natur“.
Auf dem Gelände des Stanford Research Park in Palo Alto entsteht ein hochmodernes und nachhaltiges Bürogebäude. Das "Verdant Sanctuary" ist eines der ersten Bauwerke im Silicon Valley, das auf Massivholzbauweise setzt.
Wie kreativ die klimafreundliche Nachverdichtung sein kann, zeigt das Projekt Stadthaus in Linz. Das Architekturbüro mia2 hat den Aushub in Stampflehmwände gepresst und das historische Gebäude dank Holzbau in seiner Höhe fast verdoppelt.
Die Form ist eine Fusion aus alpiner Architektur und zerklüfteter Bergkette. Das neue Kongress- und Messezentrum in der norditalienischen Gemeinde Agordo lotet die ästhetische Ausdrucksform des Holzbaus neu aus.
Ein Supermarkt, der selbst Lebensmittel für die Region erzeugt und klimaneutral erbaut ist. Das ist das Konzept von Rewe Green Farming, dessen Prototyp in Wiesbaden steht. Nun sollen weitere Filialen in Holzbauweise folgen.
Shigeru Ban zählt zu den wichtigsten Vertretern einer neuen, nachhaltigen Architektur. Warum er diese Zuschreibung ablehnt und warum die Beständigkeit eines Gebäudes nicht vom Baumaterial abhängt, hat er uns bei einem ausführlichen Interview in seinem Büro in Paris erklärt.
Bernhard Egert ist einer von 300 Timber Heroes in der UBM Development. Er zählt zu den gefragtesten Holzbauexperten des Landes. UBM Development hat ihn an Bord geholt, damit er im Bereich „Timber Construction“ seine breite Kompetenz einbringen kann. Wir haben den naturverbundenen Diplomingenieur zum großen Holzbau-Talk gebeten.
Es sieht aus wie eine Utopie, soll aber in den nächsten Jahren in Kopenhagen Wirklichkeit werden: Metro-Stationen in hybrider Holzbauweise. Das Konzept von JaJa Architects ist ganzheitlich angelegt und wendet das klimafreundliche Bauen jetzt auch unter der Erde an.
Das Architektur- und Design-Kollektiv A-01 hat als erster in Costa Rica nachhaltige Wohneinheiten im modularen Baukasten-System entwickelt: das No Footprint House. Die Kunden können, so das Architektur-Studio, nach Herzenslust vor Planungsbeginn so etwas wie virtuelles Lego spielen. Die Fertigung ist nicht nur verhältnismäßig günstig, sondern auch an die lokalen Gegebenheiten angepasst.
Mit einem Neubau auf dem Campus der Universität Tilburg beschert das Büro Powerhouse Company den Niederlanden ihr erstes aus Massivholz gefertigtes Uni-Gebäude: Ein modernes Hörsaalzentrum, das den Studenten viel zu bieten hat. Zeitlos designt und energieneutral.
Seit dem Bau eines wegweisenden Holz-Hochhauses in Schwedens hohem Norden sind sie in aller Munde. White Arkitekter schrauben die grüne Messlatte gerade ordentlich nach oben. Das Ziel: Klimaneutralität bis 2030. Über die Strategie dahinter haben wir mit Vize-CEO Carl Bäckstrand in Stockholm gesprochen.
Das Open-Source-Projekt Living Places will das Wohnen nicht nur nachhaltiger und gesünder macher, sondern auch für mehr Menschen leistbar. Die Prototypen in Holzbauweise können in Kopenhagen besichtigt werden – der diesjährigen Welthauptstadt der Architektur.
Eines der spektakulärsten Holzbauprojekte wird derzeit in Schweden realisiert. Der neue Wisdome des Tekniska Museet in Stockholm ist eine Free-Form-Konstruktion aus 20 Kilometer Furnierschichtholz, die so noch nie zuvor gebaut wurde.
Wenn in Kopenhagen nach 30 Jahren erstmals wieder eine Kirche gebaut wird, dann mit Ikonen-Potenzial. Für die Ørestad Church entwarf Henning Larsen einen skulpturalen Holzbau. Eine Kirche 2.0, die zum modernen Community-Center wird, unabhängig vom Glaubensbekenntnis.
Das tschechische Holzverarbeitungsunternehmen Kloboucká lesní engagiert sich für nachhaltige Forstwirtschaft und ebensolches Bauen. Sein neuer, von Mjölk Architekti designter Hauptsitz passt dazu: Schlicht, umweltfreundlich, aus Holz und mit modernsten Technologien.
Es braucht neue Strategien für die sinnvolle Nachnutzung von Industriebrachen. Die Re-Use-Spezialisten von Smartvoll zeigen, wie aus der alten Remise Amstetten ein neues Ökosystem aus Pflanzen, Tieren und Menschen entstehen kann.
Das außergewöhnliche kleine Wohnhaus Strohfloh zeigt, wie nachhaltiges Bauen unkompliziert zu bewerkstelligen ist. Die „Holzperle” wurde in Holzriegelbauweise mit Strohballendämmung und Photovoltaikanlage in Murstetten errichtet.
Die Bayerische Versorgungskammer bekommt eine neue Zentrale vom frisch gekürten Pritzker-Preisträger David Chipperfield. Das 3-teilige Ensemble in Holz-Hybrid-Bauweise ist ein klares Bekenntnis für nachhaltiges Bauen und eine Absage an die rein ikonische Hochhaus-Architektur.
In der Weinregion Südoststeiermark transformierten ein Jungwinzer und eine Architektin einen alten Kuhstall zu einem zeitgemäßen Weinbaubetrieb. Das sichtbare Holztragwerk wurde im Weinhof Locknbauer zum Designelement erklärt.
Ein adaptierbares Tiny House aus den Niederlanden hebt die Grenzen zwischen Drinnen und Draußen auf. Auf dem World Architecture Festival in Lissabon wurde ANNA Stay zum „World Hotel Building of the Year 2022“ ernannt.
Eine High-Speed-Bahn verbindet das hyggelige Waldhaus mit Oslos Stadtzentrum. Ellingsrudgrenda soll Norwegens erstes kreislauffähiges Quartier werden. Der Masterplan zur klimaneutralen Stadtentwicklung kommt vom Architekturbüro Snøhetta.
Seit 2006 entsteht in Bad Aibling die City of Wood, ein Modell für die Nullenergiestadt von morgen. Der neueste Zuwachs in CO₂-neutraler Holzbauweise kommt vom Vorarlberger Holzbau-Pabst Hermann Kaufmann.
In einem der weltweit höchsten Holz-Hochhäuser in der nordschwedischen Stadt Skellefteå befindet sich The Wood Hotel. Ein neuer Urlaubsmagnet, der von der Landschaft, der Architektur und einer grünen Zukunftsvision profitiert.
Bremens Überseeinsel wird zu einem neuen, grünen Stadtviertel entwickelt. Leistbaren, nachhaltigen und obendrein schönen Wohnraum verspricht das Projekt Wohngewächshaus von Delugan Meissl. Hier sollen Menschen und Pflanzen gleichermaßen gedeihen.
Es werden dringend mehr Schulen benötigt – 15.000 allein in Europa. Aus dem einfach montierbaren Schulbausatz Sylva von Stora Enso entstehen klimafreundliche Schulen aus Holz, die Kindern eine positive Lernumgebung und sinnstiftende Architektur bieten.
Die belgische Stadt Antwerpen bekommt einen japanisch inspirierten Wohnturm in Holz-Hybridbauweise. Der Entwurf stammt von Pritzker-Preisträger Shigeru Ban, der die Natur und den Baustoff Holz zum zentralen Designimpuls macht.
Der Klimawandel ist eng an soziale Fragen geknüpft und der klimaneutrale Holzbau oft noch ein Luxussegment. Ein preisgekröntes Beispiel im sozialen Wohnbau liefert der Holzwohnbau Seestadt Aspern, der ein neuer Instagram-Hotspot in Wien geworden ist.
Für die Erweiterung des Frammuseums in Oslo setzen Reiulf Ramstad Arkitekter auf ein außergewöhnliches Konzept. Der Neubau Framtid vermittelt zwischen den ausgestellten Schiffsbauten der Vergangenheit und dem klimaneutralen Holzbau von morgen.
Die rund 3.000 Mitarbeiter der Stadtverwaltung Düsseldorf werden künftig in einem Holz-Hybrid-Hochhaus Platz finden. In ihrem Konzept setzen die österreichischen Architekturbüros Alleswirdgut und Hertl Architekten auf ein innovatives Energiekonzept und schaffen eine grüne Oase in der Stadt.